Auf zur aktiven Pause
Freiburg, 23.11.2020
Der Nacken schmerzt, der Rücken hängt durch, und die Aufmerksamkeit lässt nach. Wer lange in der Bibliothek oder zu Hause am Schreibtisch sitzt, leidet oft an körperlichen Beschwerden und Konzentrationsschwierigkeiten. Das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) der Universität Freiburg hat auf dem Medienportal mehrere Videos hochgeladen: Studierende der Sportwissenschaft führen darin einfache Übungen vor, mit deren Hilfe sich der Körper während stundenlanger Arbeit aktivieren und stärken lässt. Im Interview mit Patrick Siegert erklärt Katharina Poggel vom SGM, wie das Programm die studentische Gesundheit fördern will.
In der aktiven Pause können Studierende ihre Sitzzeit unterbrechen und ihre Konzentration wiederherstellen. Foto: Melinda Nagy/Adobe Stock
Frau Poggel, welchen Nutzen bringen die Videos Studierenden?
Katharina Poggel: Bei langer Arbeit im Sitzen leidet vor allem die Körperhaltung, Rücken und Nacken verspannen, und die Hüftbeugemuskulatur verkürzt sich. Zusammen mit Studierenden der Sportwissenschaft produzierten wir bislang sechs Videos, die nun im Medienportal abgerufen werden können. Weitere Videos sind bereits in Planung. Mithilfe der vorgestellten Übungen lassen sich gezielt Muskelgruppen aktivieren, stärken oder dehnen und so der ganze Körper mobilisieren. Indem Studierende beispielsweise ihre Brustmuskulatur und den Schulter-Nacken-Bereich dehnen, können sie wieder eine aufrechte Körperhaltung erreichen.
Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Projekt „Aktive Pause“?
Lehrende können die kurzen Videos während ihrer Veranstaltungen abspielen und so Gelegenheiten für aktive Pausen schaffen. Die Übungen sind für die Anwendung in Vorlesungssälen, Seminarräumen und zu Hause konzipiert. Auf diese Weise können Studierende ihre Sitzzeit besonders auch während der Corona-Pandemie bewusst unterbrechen und ihre Konzentration wiederherstellen. Studien zufolge erhöhen lange Sitzzeiten das Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, regelmäßige aktive Pausen wirken sich unter anderem positiv auf den Insulinspiegel aus.
Studierende leiden immer häufiger an gesundheitlichen Problemen und an einem hohen Stresslevel, berichtet Katharina Poggel. Foto: Jürgen Gocke
Um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen und entgegenzuwirken, hat das SGM eine hochschulweite Strategie entwickelt. Was haben Sie vor?
Bei Studierenden lassen sich immer häufiger gesundheitliche Probleme und ein hohes Stresslevel beobachten. Das zeigen auch die Ergebnisse unserer Studien, die wir an der Universität Freiburg in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Entspannung und Stressreduktion, Selbstmanagement und psychosoziale Gesundheit durchgeführt haben. Insbesondere zum Thema Ernährung gab es für Studierende bislang kaum Möglichkeiten, um sich zu informieren. Seit 2020 organisieren wir daher regelmäßige Ernährungswerkstätten, in denen wir Tipps vermitteln und das gemeinsame Kochen gesunder Speisen in den Vordergrund stellen. Aktuell finden diese Veranstaltungen online statt. Aber auch mit Stehpulten in Vorlesungen, Rückzugsräumen zur Entspannung sowie Beratungen zu Selbstmanagement und psychosozialen Problemen wollen wir zusammen mit universitären und anderen Einrichtungen eine ganzheitliche, gesunde Umgebung für Studierende schaffen.
Welche Tipps können Sie Studierenden für ihren Alltag empfehlen?
Sind Bildschirm, Tisch und Stuhl in Ihrer Höhe passend eingestellt? Zu dieser und anderen Fragen finden Sie auf unserer Homepage wertvolle Tipps. Um im Stehen zu arbeiten, können Sie beispielsweise einen kleinen Beistelltisch auf den Schreibtisch stellen. Nach Möglichkeit sollten Sie Ihre Körperposition bei der Arbeit regelmäßig wechseln, sodass unterschiedliche Muskelgruppen aktiviert werden. Lässt sich das Sitzen nicht vermeiden, können Sie Ihrem Körper durch kurze aktive Pausen alle 20 bis 30 Minuten etwas Guten tun. Die langfristigen gesundheitlichen Folgen ununterbrochener Schreibtischarbeit lassen sich leider nicht durch gelegentliches Sporttreiben am Abend ausgleichen.